Made in Kassel: 30 Jahre Windenergie-Monitoring – eine Retrospektive
Im Jahr 2018 feierten Mitarbeiter und Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik das 30-jährige Jubiläum von Forschung und Entwicklung für die Nutzung der Erneuerbaren in Kassel. Begonnen hatte alles in 1988 mit der Gründung des Instituts für Solare Energieversorgungstechnik Iset als eigenständiges An-Institut der Universität Kassel. Ziel war die Energiesystemtechnik, also das ingenieurmäßige Erfassen der Komplexität dieser neuen Versorgungsanlagen und –strukturen voranzutreiben. Als eines der Highlights aus 30 Jahren Forschung und Entwicklung zählt auch das Monitoring der Windenergie, das Ende der Achtzigerjahre mit dem durch die Bundesregierung beauftragtem Mess- und Evaluierungsprogramm zur Fördermaßnahme »250 MW Wind« am Iset in Kassel begann. Die Aufgaben des Windenergiemonitorings wurden bis heute in mehreren Folgeprojekten fortgesetzt und inhaltlich verbreitert und vertieft. Unsere Autoren Michael Durstewitz und Berthold Hahn waren von Anfang an bei diesen Monitoringprojekten mit dabei und haben über viele Jahre zu deren Gelingen mit beigetragen. In ihrem Rückblick »30 Jahre Monitoring« lassen sie diese Zeiten Revue passieren – zu lesen im Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 104).
Non scholae sed vitae: Studieren für die Windindustrie
Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland und der Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit, insbesondere der Windenergie,
benötigen nicht nur geeignete Standorte, Techniken und Verfahren sondern vor allem auch Menschen mit entsprechenden fachlichen Qualifikationen. Wie in vielen anderen Bereichen besteht hier auch ein Defizit zwischen Nachfrage und Angebot in diesem speziellen Markt- bzw. Technologiesegment. Jahr für Jahr verlassen Tausende von Absolventen die Hochschulen und Universitäten, die wenigsten von ihnen verfügen jedoch über fundierte Kenntnisse der Windenergietechnik. Eine Möglichkeit, dieses Manko zu überwinden und berufsbegleitend eine umfassende
Zusatzqualikation in der Windenergietechnik zu erwerben bieten diverse Universitäten in Deutschland und international an. André Bisevic, Detlef Kuhl und Julia Merger stellen im Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 96) den Studiengang »Online M. Sc. Wind Energy Systems« vor, der von der Universität Kassel in Zusammenarbeit mit Fraunhofer IEE seit dem Wintersemester 2015 / 16 angeboten wird.
Gemeinsam Wissen aufbauen und nutzen
Nach der Inbetriebnahme einer WEA lässt sich ihr wirtschaftlicher Erfolg im Wesentlichen nur noch durch die Betriebs- und Instandhaltungsstrategie beeinflussen. Ziel muss eine hohe Verfügbarkeit und Effizienz der WEA bei gleichzeitig möglichst niedrigen Kosten sein. Durch die Einführung des Ausschreibungsverfahrens hat sich der Erfolgsdruck auch in der Betriebsphase weiter erhöht. Um die eigene Betriebs- und Instandhaltungsstrategie bewerten und im Bedarfsfall optimieren zu können bedarf es eines Benchmarks sowie einer breiten Datenbasis.
Im Windenergie-Informations-Daten-Pool (WInDPool) baut das Fraunhofer IEE zusammen mit derzeit 15 Industriepartnern eine entsprechende Wissens- und Erfahrungsdatenbank als Brancheninitiative auf. Im Wind-Pool werden Betriebs- und Instandhaltungsdaten von über 3000 WEA gesammelt und unternehmensübergreifend ausgewertet. Im Special Report »Windenergie-Informations-Daten- Pool« des Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 84) stellen Philip Görg und Sebastian Pfaffel Ergebnisse zu den Standortbedingungen, Verfügbarkeiten, Betriebszuständen und Ereignissen aus dem Wind-Pool vor.
PPAs – eine alternative Windstromvermarktung
Bei PPAs – kurz für Power Purchase Agreements – handelt es sich um direkte Stromlieferverträge zwischen Produzenten und Abnehmern. In den USA und Skandinavien werden PPAs vielfach zur Vermarktung des Windstroms eingesetzt. Häufig in den Medien ist das Beispiel Google: Google nutzt zum Teil sehr langfristige (20 Jahre) PPAs um seine energiehungrigen Rechenzentren mit Wind- und Solarstrom zu versorgen. In Deutschland sind PPAs aufgrund der Rahmenbedingungen der EEG-Förderung bisher nicht üblich. Mit dem Wegfall dieser festen Vergütung für viele Altanlagen
im Jahr 2021 werden PPAs auch in Deutschland interessant. Für den Weiterbetrieb können Windparkeigner mit Hilfe von PPAs mit einem festen Strompreis kalkulieren und die Grünstromeigenschaft zur Vermarkung nutzen. Im Special Report »Windstrom-PPAs: Potenzial, Chancen und Risiken« des Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 90) stellen Fabian Huneke und Michael Claußner von Energy Brainpool das Konzept der PPAs und deren mögliche Anwendung in Deutschland vor.
Blowing in the wind? – Froenix weiß die Antwort
Die Fino-Messstationen ermöglichen u. a. hochaufgelöste Messungen von Windrichtung und Windgeschwindigkeit weit draußen im Meer. Sie haben über Jahre hinweg mit dazu beigetragen, die Offshore- Windverhältnisse in Nord- und Ostsee quantitativ und qualitativ genau zu erfassen und damit wesentliche Informationen für die wirtschaftliche Erschließung dieser Meeresgebiete für die Offshore-Windenergienutzung geliefert. Ein Manko von Mastmessungen ist die nur punktuelle Erfassung der Windverhältnisse. Hinzu kommen die Einflüsse und Beeinträchtigungen auf die
Messungen durch zwischenzeitlich in der Nähe errichteten Offshore-Windparks. Hilfestellung für Betreiber von Offshore-Windparks in der Deutschen Bucht, die Erträge ihrer Anlagen im Verhältnis zum Windenergieangebot besser einschätzen zu können bietet das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES mit dem Produkt »Offshore Wind Energy Index« an. Lesen Sie mehr dazu in unserem Special Report des Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 70).
Geld spielt eine Rolle: Offshore-Stromgestehungskosten im internationalen Vergleich
Die Höhe der Stromgestehungskosten elektrischer Energiesysteme sind neben z. B: Umweltverträglichkeit und sozialen Kosten der Schlüssel dazu, ob und wie sich eine Technologie am Markt platzieren und halten kann. Bei der Offshore-Windenergie hängen diese zum einen von externen Randbedingungen ab, z. B. Wassertiefe, Küstenentfernung, Windbedingungen usw. und zum anderen aber auch von regulatorischen, finanzwirtschaftlichen und steuerlichen Gegebenheiten. Diese können von Land zu Land zum Teil erheblich variieren. Der Special Report »Stromgestehungskosten offshore im Ländervergleich« des Windenergie Report Deutschland 2018 (Seite 76) analysiert länderspezifische Rahmenbedingungen aus sieben Ländern.
Perspektiven der Windenergie
Welche technischen Entwicklungen sind heute besonders wichtig, damit die Windenergie im Jahr 2050 den Großteil der benötigten Energie bereitstellt? In welchen Teilbereichen der Windenergie ist viel Potential vorhanden? Diesen Fragen wird im Special Report „Windenergie – wo stehen wir, wie geht es weiter“ des Windenergie Report Deutschland 2017 nachgegangen.
Um den Stand der Windenergie zu bewerten, werden objektive Kriterien definiert an denen die Entwicklung und der Reifegrad der Technologie bestimmt werden können. So können der wesentliche Einfluss auf die Energieeinsparung, der Beitrag zu den Klimazielen und die Kosteneffizienz von Windenergieanlagen im Vergleich zu anderen Technologien dargestellt werden.
Für den weiteren Ausbau der Windenergie an Land bestehen wesentliche Herausforderungen darin, geeignete Standorte zu identifizieren und optimal auszunutzen sowie gezielt für die lokalen/regionalen Bedingungen ausgelegte und technisch weitgehend optimierte Anlagen bereitzustellen. Beispiele sind die Lidar-Messtechnik, um Windbedingungen zu prognostizieren und sich herannahende Turbulenzfelder zu erkennen, oder die Entwicklung von „smart blades“ mithilfe von CFD gestützten Simulationen, welche eine adaptive Strömungsbeeinflussung ermöglichen und die Leistung der Anlage weiter erhöht. Zusätzlich sind die Prozesse von Betriebsführung und Instandhaltung kostenoptimal zu gestalten und alle Umwelteinflüsse der Windenergienutzung so weit wie möglich zu reduzieren bzw. Akzeptanz für die unvermeidlichen Auswirkungen zu schaffen.
Verbesserung der Versorgung durch eine neue Art der Prognose
Eine der wichtigsten Aufgaben für die Übertragungsnetzbetreiber besteht darin, die Netzfrequenz stabil zu halten. Diese Aufgabe verlangt einen vorausschauenden Überblick über das gesamte Stromsystem, die Einspeisepunkte und deren wetterbedingten Abhängigkeiten.
Im Special Report „Energieprognosen 2.0“ des Windenergie Report Deutschland 2017 zeigen Malte Siefert, Jan Dobschinski, und Andreas Röpnack wie sich dieser Überblick durch eine neue Art der Prognose gewinnen lässt. Durch ein gemeinsames Wirken der Übertragungsnetzbetreiber, dem Fraunhofer IEE und dem Deutschen Wetterdienst wurden Ziele formuliert um bekannte Problemstellungen zu bewältigen.
Als Ziele wurden die Prognose der Einspeisung in einem Zeitraum vom 15 Minuten bis zu einer Woche definiert und dies auf einer Ebene von Netzgebieten, Postleitzahlen aber auch an bestimmten Umspannwerken. Weitere Ziele waren die Kombination von Informationen über Wind- und Solarstrom mit den Wetterdaten. Problemstellungen waren dabei unter anderem in den Wettermodellen zu finden. Hier ergab sich bisher durch den Wechsel von Nacht und Tag und der damit verbundenen Ablösung der stabilen Grenzschichten eine Abweichung in der Prognose. Der mittlere Fehler in der Nacht konnte durch die neue Art der Prognose somit deutlich reduziert werden.
Größer, höher, smarter?
Große Rotoren bei kleinen Nennleistungen auf hohen Türmen. Diese Anlagen sind insbesondere in Deutschland als sogenannte Schwachwindanlagen bekannt. Das Verhältnis aus Nennleistung und Rotorfläche wird auch spezifische Leistung genannt. Seit einigen Jahren gibt es einen Trend zu kleineren spezifischen Leistungen. Dies führt zu einer höheren Zahl an Volllaststunden und geringen Stromgestehungskosten. Auch über die Nabenhöhe können die Winderträge gesteigert werden.
Alberto Dalla Riva, Janos Hethèy und Elisabeth Buchmann untersuchen in dem Special Report „Größer, höher, smarter?“ des Windenergiereport Deutschland 2017 wie sich der Einsatz von Anlagen mit geringen spezifischen Leistungen auf das gesamte Stromsystem auswirkt. An einem umfassenden Modell des deutschen und dänischen Marktes zeigen sie, wie sich das Einspeiseprofil der WEA erweitert, wie der Marktwert des erzeugten Windstroms für Anlagen mit unterschiedlicher Auslegung steigt und wie Systemkosten wie der Zubau weiterer Kraftwerks-oder Übertragungskapazität vermieden werden kann. Für den Nordwesten Deutschlands wird in der Studie eine Steigerung des Marktwerts von 4,6 € / MWh berechnet, der sich durch die Wahl großer Nabenhöhen und niedriger spezifischer Nennleistung erreichen lässt. Nach Abzug der dafür veranschlagten Kosten verbleibt ein Vorteil von 3,3 ct / kWh.
Auch im Gesamtsystem ergeben sich nach den Berechnungen Einsparungen durch das breitere Einspeiseprofil in Form von geringeren Brennstoffkosten und in geringerem Maße durch vermiedene Investition in zusätzliche Kraftwerkskapazität.
Lidar als vielseitiges Instrument zur Windmessung
In der Windbranche ist eine detaillierte Kenntnis der Windbedingungen zur Umsetzung erfolgreicher Projekte essentiell. Dies beginnt bei Windatlanten zur Vorauswahl von möglichen Projektstandorten, geht über die detaillierte standortspezifische Windmessung zur Auswahl von Anlagentypen bis zur konkreten Projektkalkulation. Für wissenschaftliche Fragestellungen, z.B. neue Regelungsstrategien, werden das einströmende Windfeld als auch der Nachlauf von existierenden Windenergieanlagen intensiv vermessen.
Stand der Technik zur Windmessung sind neben Messmasten heute zunehmend Doppler-Lidar (light detection and ranging), die mittels Laserlicht unter Ausnutzung des Dopplereffektes die Windbedingungen aus der Ferne messen können. Stetige Entwicklungs- und Forschungsarbeit hat dazu geführt, dass Lidar heute in allen zuvor genannten Anwendungsfällen eingesetzt werden und so nicht nur wertvolle Informationen liefern, sondern gegenüber konventionellen Messmasten auch Kosten sparen. Aufgrund der je nach Anwendungszweck sehr unterschiedlichen Anforderungen werden Lidar in diversen Konfigurationen eingesetzt. Als Messboje für die Offshore-Windenergie oder als Spinner-Lidar direkt in der Nabe von WEA. Zur Verringerung der Messunsicherheit und Bedienung weiterer Anwendungsfelder bleiben Lidar weiterhin Gegenstand der Forschung und Entwicklung.
Der Special Report „Multitalent Lidar“ von Florian Jäger und Doron Callies im Windenergiereport Deutschland 2017 gibt einen Überblick über die Funktionsweise von Lidar, die möglichen Anwendungsgebiete sowie die aktuellen Forschungsfragestellungen.
Bewertung des Ausschreibungsverfahrens für die Onshore Windenergie
Die Bundesnetzagentur hat in 2017 die ersten drei Ausschreibungsrunden für Onshore-Windenergie durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 198 Zuschläge über 2820 MW neue Windleistung vergeben. Die Gebotswerte liegen zwischen 2,2 ct / kWh und 5,71 ct / kWh, der mengengewichtete mittlere Zuschlagswert bei 4,53 ct / kWh.
Auf den ersten Blick waren die Ausschreibungsrunden damit ein Erfolg und haben gegenüber den bisher festen Vergütungssätzen nach EEG zu deutlich geringeren Vergütungen geführt. Bei einer näheren Betrachtung ist das Ergebnis jedoch weniger eindeutig. Vergleicht man die Ausschreibungsergebnisse mit der Vergütung nach dem bisherigen System, müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden. So hat sich das Referenzertragsmodell zur Anpassung der Vergütung an den Standort im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens erneut geändert. Wichtiger noch ist die Tatsache, dass die Vergütung einer WEA nach bisherigen EEG jeweils vom Stichtag der Inbetriebnahme der WEA abhängig ist. Im Ausschreibungsverfahren gilt demgegenüber eine Realisierungsfrist von bis zu 2,5 Jahren bzw. 4,5 Jahren für Bürgerenergiegesellschaften, welche 93 Prozent der Zuschläge erhalten haben. Der Vergleich muss daher immer die zukünftige Degression der Vergütung im Realisierungszeitraum berücksichtigen.
Ob die Onshore-Windenergie unter diesen Voraussetzungen durch das Ausschreibungsverfahren tatsächlich billiger geworden ist, diskutiert der Special Report „Durch Auktionen wirklich günstiger?“ im Windenergiereport Deutschland 2017. Das Fraunhofer IEE und das Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme an der Universität Saarbrücken stellen darin die gemeinsame Untersuchung zur Bewertung der ersten Ausschreibungsrunden vor.
Windstrom speichern – aber wie?
Abregelung, Abschaltung, negative Strompreise – alle diese Maßnahmen und Auswirkungen, die in dem gegenwärtigen System mit unflexiblen Kraftwerken könnten mit Stromspeichern, zumindest zu einem Teil, abgefedert werden. In diese Stromspeicher wird der »überflüssige« Windstrom zwischengelagert, falls er bei hohem Windstromanteil aber geringem Bedarf nicht benötigt wird. Ein Speicherkonzept wurde in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen Hochtief Engineering Consult IKS und Fraunhofer IEE gemeinsam entwickelt und erprobt. Das Speicherkonzept, das ähnlich wie ein Pumpspeicherkraftwerk funktioniert, beruht auf einem bzw. einem Verbund kugelförmiger Hohlräume aus Beton. Diese werden auf dem Meeresboden verankert. Je nach Situation kann der Speicher be- oder entladen werden. Ein Funktionsmodell wurde im Bodensee erfolgreich getestet. Die genaue Funktionsweise dieses Konzepts ist im Special Report „Submariner Energiespeicher – Betonkugel im Bodensee“ des Windenergiereport Deutschland 2017 beschrieben. Die Autoren des Beitrags sind Stephan Fromknecht, Julian Meyer und Matthias Puchta.
Mehr Strom im Wärme und Verkehrssektor
Die Europäische Union und die Bundesregierung haben in der Klimapolitik das Ziel formuliert, die Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 um 80 Prozent bis 95 Prozent im Jahr 2050 zu reduzieren.
Auf dem Pfad zur Ablösung der fossilen Brennstoffe müssen neben dem Strommarkt auch der Verkehrs-, der Industrie- und der Wärmesektor betrachtet werden.
Im Special Report des Windenergie Report Deutschland 2016 zeigen Norman Gerhardt und Philipp Härtel vom Fraunhofer IWES, wie die Kopplung der Sektoren und der Einsatz von Strom bei Wärme und Verkehr zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen kann.
Dabei können e-Mobilität und Wärmepumpen als neue effiziente Stromverbraucher auch bei der Nutzung des aktuellen Graustrommixes sofort zur Emissionsreduktion beitragen. Elektrodenkessel und Power-to-Gas-Anwendungen entfalten ihren Klimanutzen hingegen erst später, wenn für längere Zeiträume mit 100 Prozent erneuerbar erzeugtem Strom zusätzliche Flexibilitätsoptionen erforderlich sind.
Elektrische PKW, Oberleitungs-LKW und Wärmepumpen in verschiedenen Anwendungen sind zentrale neue Anwendungsgebiete, die zusammen mit Elektrodenkesseln und Power-to-Gas den herkömmlichen Strombedarf bis zum Jahr 2050 verdoppeln oder bei besonders ambitionierten Klimazielen sogar fast verdreifachen können. So ließen sich große Mengen fossiler Brennstoffe im Wärme- und Verkehrssektor durch erneuerbar erzeugten Strom ersetzen.
Windmessung mittel Flugdrohnen
Beim Ausbau der Windenergie an Land werden komplexe Standorte in Mittelgebirgsregionen und Wäldern immer häufiger. Eine genaue Kenntnis der Windbedingungen an diesen Standorten ist daher besonders wichtig.
Zur Windmessung kommen heute meist Messmasten und LiDAR-Geräte zum Einsatz. Mit einem Messmast lässt sich die Windgeschwindigkeit sehr genau bestimmen, der Einsatz ist jedoch auf einen ausgewählten Standort begrenzt. LiDAR-Geräte lassen sich deutlich einfacher versetzen, durch eine Kombination mehrerer Geräte wurden in Forschungsvorhaben außerdem bereits Windfelder vermessen. Im komplexen Gelände bedarf es zur
Korrektur der LiDAR-Messung jedoch einer ergänzenden CFD-Simulation.
Zur Messung des tatsächliches Windfeldes bzw. der Strömungsbedingungen an einem komplexen Standort lassen sich auch unbemannte Flugdrohnen einsetzen, welche beliebige Positionen eines Standorts vermessen können. Die so gewonnen Daten können auch zur Validierung der Rechenmodelle eingesetzt werden.
Im Special Report »Fliegende Messsysteme« des Windenergie Report Deutschland 2016 werden die entsprechenden Forschungsarbeiten und Erkenntnisse der Universitäten Stuttgart und Tübingen vorgestellt.
Expertenumfrage zur künftigen Kostenentwicklung der Windenergie
Werden die Kosten der Windenergie weiter sinken? Und wenn ja, wie schnell und um wie viel? Welche Faktoren haben dabei den größten Einfluss und welche Maßnahmen können Industrie, Politik und Forschung treffen, um diese Kostensenkungen möglichst schnell zu realisieren?
Diese Fragen richteten die Teilnehmer des IEA wind Task 26 »Cost of Wind Energy« in der bisher größten Umfrage im Windenergiebereich an weltweit über 160 Experten. In der Studie wurden die Technologien onshore, offshore fixed-bottom und floating untersucht. In allen Bereichen sehen die Experten erhebliches Kostensenkungspotential. Onshore werden vor allem wachsende Erträge erwartet, während offshore die Kosten vor allem durch weiteres Upscaling der Anlagen sinken werden.
Dr. Ryan Wiser von den Lawrence Berkeley National Laboratories in Kalifornien stellt die detaillierten Ergebnisse der Umfrage im Special Report »Künftige Kostenentwicklung der Windenergie« im Windenergie Report Deutschland 2016 vor.
Schwimmende Offshore Windenergieanlagen
Die überwiegende Anzahl der bislang gebauten Offshore-Windenergieanlagen erhält ihre Standfestigkeit durch Pfahlgründungen, die tief in den Meeresboden eingebracht werden müssen. Je nach Wassertiefe und Bodenbeschaffenheit kommen unterschiedliche Fundamenttypen zum Einsatz, zum Beispiel »Monopile«-, »Tripod«- oder »Jacket«-Gründungen. Diese Gründungsvarianten können aber nur in relativ seichten Regionen der Meere bis zu einer bestimmten Wassertiefe technisch und wirtschaftlich eingesetzt werden.
In vielen Regionen der Erde fällt der Meeresboden relativ schnell und steil ab, so dass diese Tragstrukturen nicht mehr eingesetzt werden können. Für diese Regionen kommen schwimmende Fundamente für Offshore-Windenergieanlagen in Betracht. Bei diesen Gründungsarten wird die Windkraftanlage auf einem Auftriebskörper montiert und z. B. mit Ankerketten am Meeresgrund fixiert. Ein Konzept ist das Tension-Leg-Prinzip, bei dem der Schwimmkörper über vorgespannte Trossen an Gründungselementen auf dem Meeresboden in Position gehalten wird. Eine derartige Testanlage soll in nächster Zeit im Meer vor Mecklenburg in der relativ flachen Ostsee erprobt werden.
Dr. Ing. Frank Adam und Kollegen stellen dieses Projekt in dem Special Report im Windenergie Report Deutschland 2016 vor.
...und nun das Wetter
Wind und Wetter und die damit verbundenen externen Einflüsse wie Sturm, Seegang, Strömungen spielen bei Installation und Service von Offshore-Windenergieanlagen eine entscheidende Rolle. Ungünstige Witterungsbedingungen können zu einem Kostentreiber werden, wenn es nicht möglich sein sollte, unter den gegebenen Bedingungen die Arbeiten offshore nur eingeschränkt oder überhaupt nicht auszuführen.
Marcel Wiggert und Maxim Hartung von Fraunhofer IWES stellen in einem Special Report über Wettereinflüsse bei der Installation von Offshore-Windparks verschiedene Logistikkonzepte für die Inbetriebnahme von Offshore Windparks. Hierin werden anhand eines exemplarischen Offshore-Windparks Wetterrisiken, Ressourcen und Kosten anylysiert und gegenübergestellt.
Der Special Report »Analyse, Optimierung und Vergleich von Logistikkonzepten in der Inbetriebnahme von Offshore Windparks« stellen die Kollegen von Fraunhofer IWES, Standort Bremerhaven, ihre Arbeiten im Windenergie Report Deutschland 2016 vor.
Ausbau Wind
Wind im Strommix
Netzintegration
Mit dem großen Zubau erneuerbarer Stromerzeuger im deutschen und europäischen Netz steigt die Verantwortung für einen stabilen Netzbetrieb. Thermische Kraftwerke mit großen rotierenden Massen werden zunehmend aus dem Erzeugermix verdrängt. Ihre Aufgaben für die Frequenz- und Spannungshaltung müssen von den neuen Erzeugern übernommen werden.
Prof. Dr. Lutz Hofmann zeigt im Special Report wie Windparks und Windparkcluster in Zukunft Systemdienstleistungen bereitstellen können. Anhand von Wetter- und Einspeiseprognosen kann durch ein Windparkcluster-Management-System (WCMS) die Einspeiseleistung aktiv zeitlich gesteuert werden. Darüber hinaus können Windparks positive und negative Regelenergie bereitstellen und Blindleistung zur Spannungshaltung erzeugen. Zudem können Windparkcluster im Rahmen eines vorausschauenden Netzmanagement so geregelt werden, dass Netzengpässe oder Spannungsfehler vermieden werden.
Lesen Sie weiter im Special Report, welche Systemdienstleistungen die Windenergie durch die Vernetzung von Vorhersage-, Anlagen- und Netzinformationen mit einem WCMS erbringen kann.
Onshore
Die Frage der Betriebszeitverlängerung über die geplante Nutzungsdauer hinaus wird im Bereich der Windenergie erst seit wenigen Jahren diskutiert und bearbeitet. Sie wird aber zunehmend relevant, da zahlreiche Anlagen in den nächsten Jahren das Auslegungsalter von 20 Jahren erreichen. Für die Anlagenbetreiber stellt sich dann die Frage, ob die Anlagen am Standort weiterbetrieben werden können. Die Alternative zum Weiterbetrieb ist der Ersatz durch leistungsstärkere Anlagen. Ein solches Repowering wird mit einem Repowering-Bonus von 0,005 €/kWh auf die Einspeisevergütung gefördert.
Im Special Report geht der Sachverständige für Windenergieanlagen Jürgen Holzmüller auf die technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte einer Laufzeitverlängerung ein und stellt die relevanten Richtlinien, Informationen und Prozeduren zur Entscheidung über einen Weiterbetrieb vor. Er zeigt anhand von Fallbeispielen, wie es heute möglich ist, die Gesamtnutzungsdauer von Windenergieanlagen abzuschätzen.
Potenziale zur Laufzeitverlängerung bestehen insbesondere dann, wenn die tatsächliche Beanspruchung der Anlage geringer ist als bei den Auslegungskriterien vorgesehen. Das kann etwa durch einen Standort in einer niedrigeren Windklasse oder bei geringerer Turbulenz der Fall sein.
Lesen Sie, unter welchen Bedingungen Anlagen länger weiterbetrieben werden und was bei einer Laufzeitverlängerung zu beachten ist.
Mit den Prototypen für künftige Offshore-Windenergieanlagen in der 6-MW-Klasse errichteten die Unternehmen Alstom und Siemens 2012 die derzeit größten Windenergieanlagen in Frankreich und den Niederlanden (siehe Titelseite). Die Windenergieanlagen erreichen Rotordurchmessern bis zu 154 Metern. Noch größere Anlagen werden intensiv entwickelt. Das Fraunhofer IWES testet derzeit Rotorblätter mit Längen von bis zu 83,5 m.
Doch was ist der Grund für den ungebrochenen Trend zu immer größeren Anlagen und wie wird sich die Entwicklung fortsetzen? Wo sind die technischen und wirtschaftlichen Grenzen des Größenwachstums?
Dr. Arno van Wingerde vom Fraunhofer IWES diskutiert diese Fragen im Special Report und wirft einen Blick auf alternative Ansätze zur Windenergienutzung.
Während die Rotorfläche mit dem Quadrat der Rotorblattlänge wächst, steigt die Masse des Blattes in Länge, Breite und Höhe, also in drei Dimensionen und damit schneller als die Rotorfläche. Die Hersteller müssen immer ausgefeilter konstruieren, hochwertigere Materialien einsetzen und prozesssicherer produzieren, um die Belastungen durch das höhere Eigengewicht kompensieren zu können.
Ähnliche Gründe können für andere Teile der Turbine angeführt werden, bei denen die Kosten mit mehr als der zweiten Potenz des Rotordurchmessers wachsen. Eine größere Anlage garantiere zukünftig nicht immer auch automatisch geringere Stromgestehungskosten, folgert Wingerde.
Mit der Erschließung der Standorte im Binnenland durch Anlagen mit großen Turmhöhen wird das Wissen um die genauen Windbedingungen zunehmend wichtig. Die Geländesituation ist im Binnenland komplexer, gerade in bewaldeten Gebieten ist die Rauigkeit deutlich höher. Detailliertes Wissen zu den standortspezifischen Windbedingungen ist deshalb ein Schlüssel, um die Auswahl der Standorte und die Auslegung der Anlagen zu optimieren. Um diese Informationen bereit zu stellen, wird die Windmesstechnik weiter entwickelt. Messungen nach dem LiDAR-Verfahren, das den Doppler-Effekt bei der Reflektion optischer Signale nutzt, werden bereits bei einfachen Orographien erfolgreich eingesetzt.
In dem Special Report stellt Tobias Klaas vor, wie die LiDAR-Technologie anhand von Vergleichswerten eines extra dafür errichteten 200 m hohen Messmastes für neue Anwendungsfelder weiter entwickelt wird.
Offshore
Offshore-Windenergie trifft auf Akzeptanz – bei Küstenanwohnern wie bei Touristen. Die Akzeptanz ist allerdings höher, wenn die Anlagen küstenfern errichtet werden und die Sicherheit der Seeschifffahrt an erster Stelle steht.
Zu dieser Erkenntnis kommt das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) seit 2009 geförderte interdisziplinäre Projekt „Akzeptanz der Offshore-Windenergienutzung“. In diesem Vorhaben arbeiten Umweltpsychologen der Universität Halle-Wittenberg zusammen mit Landschaftsplanern der Technischen Universitäten Berlin (Dr. Elke Bruns) und München (Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann) sowie einem Experten für maritimen Tourismus (Prof. Dr. Michael Vogel, Hochschule Bremerhaven).
In zwei Befragungswellen, im Sommer 2009 und 2011, wurden mehr als 300 Küstenanwohner und über 700 Touristen zu ihren Erfahrungen mit und ihren Einstellungen zur Nutzung der Offshore-Windenergie befragt. Der Special Report „Akzeptanz der Offshore-Windenergienutzung“ von PD Dr. Gundula Hübner und Dr. Johannes Pohl liefert einen Einblick in die Ergebnisse der Befragungen.
Eine sichere, zuverlässige, umweltverträgliche und wirtschaftliche Gründungsstruktur für Windenergieanlagen ist eine der spezifischen Herausforderungen der Windenergienutzung auf See.
Beim Ausbau der Offshore-Windenergie werden Standorte in immer größerer Wassertiefe und Küstenentfernung erschlossen. Die deutschen Offshore-Windparks nehmen mit Wassertiefen von häufig über 20 m dabei im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein. Während im küstennahen Bereich überwiegend Schwerkraftfundamente und Monopile-Gründungen eingesetzt werden, sind für größere Wassertiefen komplexere Tragwerkstrukturen wie Tripoden und Tripile-Konstruktionen erforderlich.
Zur Unterstützung der Weiterentwicklung und Erprobung dieser Gründungsstrukturen wird ein Test- und Versuchstand für dynamische Untersuchungen am Fraunhofer IWES in Hannover eingerichtet.