Eine grundlegende Neuerung und Veränderung in 2017 im Hinblick auf die Förderung der Windenergie auf See betrifft die Umstellung von den festgelegten Einspeisetarifen des EEG hin zu einem mengenkontingentierten Ausschreibungs- und Bieterverfahren. Ziel dieses Systemwechsels ist es, die Kosten der Offshore-Windenergie weiter zu senken. Darüber hinaus soll die weitere Erschließung nach festgelegten, koordinierten Ausbauplänen für die erforderliche Netzinfrastruktur und die Offshore-Kraftwerke erfolgen. Bis 2030 sollen nach den bisherigen Plänen insgesamt 15 000 MW erbaut werden.
Ausbauszenario 2018 bis 2030
Datenquelle: [Fraunhofer IEE]
Der Weg zu diesem Ziel ist in drei Phasen gegliedert: Alte EEG-Rechtslage (Phase 1), Übergangsphase (Phase 2) und Zentrales Modell (Phase 3).
Phase 1 – Alte EEG-Rechtslage: Von 2017 an bis 2020 werden nach der alten Rechtslage Projekte mit unbedingter Netzanschlusszusage oder Kapazitätszuweisung fertiggestellt. Ausgehend von etwa 5400 MW kumulierter Leistung zum 31. Dezember 2017 bedeutet dies, dass mit einem mittleren Zubau von nur 600 MW in den Jahren 2018 und 2019 das aktuelle Ausbauziel von 6500 MW bereits Anfang 2020 überschritten sein wird.
Phase 2 – Übergangsphase: Bereits 2017 und 2018 erfolgen die ersten Ausschreibungen in Höhe von jeweils 1550 MW für bestehende Projekte. Hierunter fallen diejenigen Vorhaben, die bereits vor dem 1. August 2016 eine Genehmigung erhalten haben oder planfestgestellt sind oder für die bereits ein Erörterungstermin stattgefunden hat. Die Ergebnisse dieser beiden Ausschreibungen sollen in einer Übergangsphase von 2021 bis 2026 zum Zubau von jeweils 500 MW in 2021 (nur Ostsee) und 2022 und zu jeweils 700 MW Zubau in den Jahren 2023 bis einschließlich 2025 führen.
Phase 3 – Zentrales Modell: Nach dieser Vorlaufzeit sollen ab 2026 jeweils 700–900 MW neu in Betrieb gehen. Die Umsetzung dieses Ausbauszenarios führt dann zu dem Ausbauziel von 15 000 MW in 2030.
Ausgehend von etwa 6440 MW kumulierter Leistung zum 31. Dezember 2018 bedeutet dies, dass Ende 2018 das Ausbauziel von 6500 MW fast erreicht ist. Diese Zielmarke wird in 2019 mit den zurzeit installierten WEA ohne Netzeinspeisung (46 Anlagen [Deutsche WindGuard]) und weiteren 124 errichteten Fundamenten ohne OWEA [Deutsche WindGuard] frühzeitig erreicht werden. Unter Zugrundelegung der durchschnittlichen Nennleistung von 5 MW und der Voraussetzung, dass alle diese OWEA an das Netz angeschlossen werden, wird die installierte Offshore-Leistung bis 2020 bei rund 7200 MW liegen – etwa 12 Prozent über der Zielmarke.Der Ausbau der Windenergie auf See soll sich nach den bisherigen Plänen entsprechend des Szenarios in der obigen Abbildung entwickeln.
Die erste Ausschreibungsrunde für Windenergieanlagen auf See nach § 29 WindSeeG fand Anfang 2017 statt [WindSeeG]. Das Ausschreibungsvolumen umfasste 1550 MW und betrifft Windenergieanlagen auf See, die nach dem 31. Dezember 2020 in Betrieb genommen werden sollen [WindSeeG]. Vier Projekte mit insgesamt 1490 MW Gesamtleistung erhielten die Zuschläge. Allgemein überrascht haben einige Bieter, die mit einem Gebotswert von 0,00 ct / kWh als zusätzliche Marktprämie den Zuschlag erhalten haben. Insgesamt hatten die Gebotspreise eine Spanne zwischen 0,00 ct / kWh und 6,00 ct / kWh. Der mengengewichtete, durchschnittliche Zuschlagswert dieser ersten Ausschreibung liegt bei 0,44 ct / kWh [BNetzA Ergebnisse Ausschreibung].
Mit der in 2018 erfolgten zweiten Ausschreibung [WindSeeG] endete auch die oben skizzierte Übergangsphase (Phase 2). Das Ausschreibungsvolumen von 1610 MW wurde voll ausgeschöpft. Sechs Projekte wurden berücksichtigt, erstmals auch Projekte in der Ostsee. Grund ist die sogenannte »Ostseequote«, welche vorschreibt, dass mindestens 500 MW des zur Verfügung stehenden Ausschreibungsvolumens für Projekte in der Ostsee zu berücksichtigen sind. Im Vergleich zum Vorjahr liegen die Gebote 2018 deutlich höher – etwa um den Faktor 10. So ist der mittlere gewichtete Zuschlagswert von 0,44 ct / kWh auf 4,66 ct / kWh gestiegen [BNetzA]. Die Gebote für die Projekte in der Ostsee sind im Vergleich höher als die Gebote für die Nordsee, was auf erschwerte Standortbedingungen in der Ostsee zurückzuführen ist. Die Ergebnisse der Ausschreibungen aus 2017 und 2018 zeigt die folgende Abbildung. Die Gebote von zwei der sechs bezuschlagten Projekte aus 2018, Arcadis Ost und Kaskasi, sind öffentlich nicht bekannt gegeben worden.
Ausschreibungsergebnisse 2017 und 2018
Datenquelle: [BNetzA_1_Ausschreibung] ; [BNetzA_2_Ausschreibung]